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Beinahe jeden Tag kann man über die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland lesen. Dabei geht es nicht mehr nur um Produktionsarbeitsplätze und hier vornehmlich um einfache Tätigkeiten, sondern bereits auch um die Verlagerung von Konstruktions- und Entwicklungsaufgaben.

Nun haben Unternehmen schon seit Jahrzehnten auch Werke im Ausland unterhalten. Das ist ganz normal. Nur ging es dabei meist um etwas Zusätzliches, nicht um den Ersatz heimischer Arbeitsplätze. Folgt man den Veröffentlichungen in den Tages- und Wirtschaftsmedien, scheint gerade das aber jetzt der treibende Faktor zu sein. Das Ziel heißt: Immer noch billiger....

Aber ist der möglichst niedrige Preis eines Gegenstandes das alleinige Kaufkriterium? Keineswegs. Deutschland ist Exportweltmeister. Ganz sicher nicht, weil man hier die billigsten Sachen kaufen kann. Es ist doch wohl eher so, dass gerade die Käufer das "Made in Germany" ganz bewusst aussuchen. Es ist der Mix an "Eigenschaften", der die Kundschaft reizt.

Made in Germany ist mehr als nur hohe Qualität - das natürlich auch. Made in Germany ist innovativ, ist oftmals sehr individuell, ist zuverlässig, ist komplex, ist mit viel Service verbunden und mit der Sicherheit, dass getroffene Absprachen auch eingehalten werden.

Warum kaufen Leute Uhren bei A. Lange & Söhne in Glashütte, die 20 000.- Euro, manche auch erheblich mehr, kosten? Warum läuft die Firma BMW so gut, warum kann Philipp Aircraft so erfolgreich am Flugzeugteilemarkt sein, warum sind Bearbeitungszentren von Hermle so begehrt usw. usw.? Weil alle diese Produkte etwas ganz besonderes haben und es auch ausstrahlen. Und die Käufer wissen das zu schätzen.

Made in Germany gibt es aber nur in Deutschland, oder sagen wir ruhig in sehr ähnlicher Form in Mitteleuropa.

Es basiert auf 2.000 Jahren Kultur, in dem tief in den Menschen verankerten Wissen, wie man etwas sehr fein machen kann. Das lässt sich nicht so einfach verlagern!

Wer das glaubt, spielt mit unserer Wettbewerbsfähigkeit.

Made in everywhere ist überall möglich. Ware, die sich im Prinzip nicht von einer anderen unterscheidet. Wer etwas besonderes will, der muß es schon hier, in dieser Weltregion entwickeln und produzieren lassen. Mit den oben genannten Merkmalen wird man weiterhin Erfolg haben. Besser-Amerikaner, Besser-Japaner, Besser-Chinesen können wir nicht sein, das wird auch gar nicht von uns erwartet.

Wenn jede Weltregion das tut, was sie am besten kann, dann wird das Weltorchester gut klingen. Den anderen ihre Instrumente zu entreißen bringt nichts - und wer sein eigenes Instrument nicht mehr richtig spielen kann, fliegt raus. Darum besinne man sich auf seine Tugenden und lebe gut.

Herzlichst Ihr

Karl Obermann